ESG-Berichterstattung im Fokus

Ein Unternehmen sollte nicht nur anhand von finanziellen Informationen, sondern auch auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien bewertet werden. Auf diesem Grundsatz basiert die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – eine EU-Richtlinie, die Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet und die zum 1. Januar 2024 in Kraft tritt. 

Unser Partner GLOBAL CLIMATE ist einer der Vorreiter in der Erstellung automatisierter CO2-Bilanzierungen und softwaregestützter ESG-Reportings.  Auch die digitale und gesetzeskonforme Umsetzung der CSRD ist ein integraler Bestandteil der GLOBAL CLIMATE Softwarelösung. 

Wir haben mit Inhaber Altan Günsoy gesprochen – über Nachhaltigkeit als Hebel zur Gewinnung von Fachkräften, günstige Kredite und über die Notwendigkeit, bereits jetzt mit der Datenerhebung anzufangen. Unternehmen müssen sich jetzt auf die CSRD vorbereiten und ihre CO₂-Bilanzierung erstellen, um nicht von den neuen Gesetzen überrollt zu werden. 

Viele Unternehmen sehen Bilanzierungen als lästige Pflicht. Sie sagen: Eine CO₂-Bilanz ist Standard und keine Pflicht. Warum? 

Altan Günsoy: Eine Bilanzierung dient ja im Kern dazu, Klarheit über den eigenen Status quo zu bekommen – das wird in der Diskussion oft vergessen. Wo stehe ich mit meinem Unternehmen überhaupt? Wo gibt es Stellschrauben, um etwas zu verbessern und damit auch Geld zu sparen? 

Erst wenn ich belastbare Zahlen habe, kann ich herausfinden, wo sich eine Veränderung lohnt. Wenn ich meinen CO₂-Footprint kenne und interpretieren kann, gibt es bei uns in der Software ein Szenario-Tool, mit dem ich ausprobieren kann, welchen Einfluss welche Änderung hätte. Im Grunde geht es bei einer Bilanzierung nicht um die Zahlen, sondern um die Handlungs- und Steuerungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben.

Und es gibt noch mehr Vorteile?  

Nachhaltigkeit ist ein immer stärker werdender Wettbewerbsfaktor, gerade Investoren, Stakeholder und Kunden haben das längst erkannt. 

Bei Banken beispielsweise bekommen nachhaltig agierende Unternehmen deutlich bessere Kredite. Die Banken sind ja verpflichtet, ihre Finanzströme in nachhaltige Kanäle zu leiten – das heißt, die Kredite, die sie vergeben, sollen an nachhaltige Unternehmen vergeben werden. Deshalb haben die Banken ein ureigenes Interesse, dass Unternehmen nachhaltig sind, weil sie sich dadurch auch selbst nachhaltiger stellen können. Oft verlangen Banken sogar konkrete und fundierte Nachhaltigkeitsinformationen, um Konsortialkredite aufrechterhalten zu können. 

Gleichzeitig haben viele öffentliche Auftraggeber in ihren Ausschreibungsunterlagen mittlerweile Nachhaltigkeitskriterien integriert, auch Investoren und Geschäftspartner sehen genauer hin. 

Ebenso die Mitarbeitenden: Nachhaltigkeit ist heute ein wichtiger Faktor, wenn es um das Recruiting geht. Tatsächlich ist die neue Generation so aufgestellt, dass viele in einem nachhaltigen Unternehmen arbeiten möchten. Man sucht den Sinn in einem Unternehmen. Das sehen wir auch an den Bewerbungen, die bei uns eingehen – es ist ein ganz entscheidender Wettbewerbs- und Zukunftsfaktor gerade in Zeiten, in denen man schwierig qualifizierte Fachkräfte bekommt. Wenn jemand die Wahl hat zwischen einem Unternehmen, das ehrlichen Wert auf Nachhaltigkeit legt und einem anderen, dann ist die Entscheidung meist klar. 

Dennoch: Eine Bilanzierung ist aufwendig. Was würden Sie einem kleinen Unternehmen, das noch nicht verpflichtet ist, raten? 

Kleine Unternehmen sollten verhältnismäßig vorgehen, Schritt für Schritt: Lieber eine Sache vernünftig aufsetzen, und wenn das läuft, kann man den nächsten Schritt gehen. Das funktioniert allerdings nur, solange kein Druck von außen herrscht. Wenn der große Auftraggeber, mit dem man 80 Prozent seines Umsatzes macht, sagt, ich möchte es aber jetzt schon haben, dann hat man eh keine Wahl. 

Wann also sollte man anfangen? 

So bald wie möglich, damit man nicht in Zeitdruck gerät. Ohne Zweifel: Der Anfang, das Onboarding ist der größte Aufwand – das sollte man nicht unterschätzen und nicht erst ganz kurz vor der Verpflichtung beginnen. Die gute Nachricht: Wenn man das einmal hinter sich gebracht hat, wird es viel einfacher. Dann läuft alles automatisch, man muss nur noch etwa neue Lieferanten integrieren. 

Wie erleichtert GOBAL CLIMATE die CO₂-Bilanzierung? 

Unsere Grundidee ist: Die meisten Zahlen, die man zur Bilanzierung braucht, findet man ohnehin in der Buchhaltung. Jeder Einkauf kann direkt auf den Lieferanten zurückverfolgt werden, mit Umfang, Menge, Art der Waren, Rohstoffen – das ist alles vorhanden. Ebenso Rechnungen über Strom, Abwassergebühren, Wassergebühren, Geschäftsreisen und so weiter. Diese Daten können wir mit Hilfe von Datenbanken einfach in Verbrauchswerte umrechnen. Zusätzlich machen wir beispielsweise zum Pendelverkehr der Mitarbeitenden eine Datenabfrage, um diesen ebenfalls einzubeziehen.  

Am Ende haben wir dann erst mal eine absolute Zahl, den sogenannten CO₂-Footprint. Dieser bezieht sich auf das ganze Unternehmen. Erst durch eine Interpretation ergibt diese Zahl Sinn – die Umrechnung etwa auf den verdienten Euro Umsatz, auf den einzelnen Mitarbeiter oder auf die Produkte. Mit Blick auf andere Unternehmen der Branche kann man ablesen, wo man steht. Zugleich bildet die Bilanz eine belastbare Grundlage, um Handlungsoptionen zu entwickeln.  

Ab 2024 werden nach und nach immer mehr Unternehmen berichtspflichtig. Die neue europäische Richtlinie CSRD ersetzt die bisherige NFRD, die Non-Financial Reporting Directive.

Überblick: Wer muss berichten?

Ab dem Geschäftsjahr 2024: Große Unternehmen, die bereits nach der NFRD-Richtlinie berichten mussten.

Ab dem Geschäftsjahr 2025: Unternehmen, die zwei der drei Kriterien erfüllen:

  • mehr als 250 Mitarbeitern
  • Bilanzsumme ab 25 Millionen Euro oder
  • Jahresumsatz ab 50 Millionen Euro

Ab dem Geschäftsjahr 2026: KMU und kleine Finanz-/Versicherungsfirmen

  • KMU: Aufschub bis 2028 möglich
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